Lkw-Maut in Deutschlands Nachbarländern

Lkw-Maut in Deutschlands Nachbarländern
Foto: ETM-Verlag/Ralf Johanning

Blumen von Amsterdam nach Warschau, Fisch von Dänemark nach Österreich, Maschinenteile aus der Schweiz nach Tschechien – in allen Nachbarländern Deutschlands müssen Lkw auf Autobahnen und bestimmten anderen Straßen Lkw-Maut zahlen.

Die Höhe der Lkw-Maut richtet sich nach verschiedenen Bedingungen. In Frankreich wird die Fahrzeughöhe mit zur Berechnung herangezogen, in Tschechien zahlt man Freitagnachmittag mehr Maut und in manchen Ländern zahlt man für einen sauberen Euro-6-Lkw genauso viel Maut wie für einen alten Euro-2-Truck. Wir geben einen Überblick über die Maut-Bedingungen unserer acht Nachbarländer, beginnen in Polen und gehen im Uhrzeigersinn reihum.

Lkw-Maut in Polen

In Polen gilt die Mautpflicht auf  Autobahnen, Schnellstraßen und einigen Nationalstraßen. Alle Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 3,5 Tonnen sind mautpflichtig, unabhängig von der Anzahl der Achsen. Polen unterscheidet zudem nach Schadstoffklassen. Allerdings gelten für Euro 5 und Euro 6 derzeit noch die gleichen Mautsätze. Die Mautsätze variieren, je nachdem, welche Straße genutzt wird: Autobahnen und Schnellstraßen sind teurer als bestimmte Landesstraßen. Achtung: In Polen sind auch Pkw sowie Kleinbusse mit Anhänger mautpflichtig, wenn das zulässige Gesamtgewicht von Fahrzeug und Anhänger mehr als 3,5 Tonnen beträgt! Gleiches gilt für Wohnmobile.

Einen Mautkalkulator und weitere Informationen (auch deutschsprachig) gibt es unter www.viatoll.pl

Lkw-Maut in Tschechien

Die Mautpflicht in Tschechien betrifft alle Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 3,5 Tonnen, fällig wird die Maut auf Autobahnen und einigen wenigen Fernstraßen. Unterschieden wird wie in den meisten Ländern nach Anzahl der Achsen und Schadstoffklasse. Für Busse gelten eigene Tarife. Euro-6-Fahrzeuge werden nicht bevorzugt behandelt und zahlen die gleiche Maut wie Euro-5-Fahrzeuge. Eine Besonderheit im tschechischen Maut-Tarifsystem: Wer freitags zwischen 15 und 20 Uhr unterwegs ist, zahlt einen 50-prozentigen Aufschlag auf die reguläre Maut.

Einen Mautkalkulator und weitere Informationen (auch deutschsprachig) gibt es unter www.mytocz.eu

Lkw-Maut in Österreich

Auf österreichischen Autobahnen sind Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 3,5 Tonnen mautpflichtig, dazu zählen auch Wohnmobile. Die Höhe der Maut richtet sich nach gefahrener Strecke, der Anzahl der Achsen und der Schadstoffklasse. Was die Schadstoffklasse angeht, sind die Österreicher den Deutschen einen Schritt voraus: Während hierzulande moderne Euro-6-Lkw derzeit noch den gleichen Mautsatz wie Euro-5-Trucks zahlen, wird in Österreich unterschieden. Für einen zweiachsigen Lkw mit Euro 6 werden pro Kilometer 0,162 Euro fällig; der Euro-5-Truck zahlt 0,185 Euro. In der Kategorie „vier und mehr Achsen“ fällt der Unterschied mit 0,3402 Euro zu 0,3885 Euro pro Kilometer noch deutlicher aus. Übrigens: Mit dem System Toll2Go dürfen Fahrzeuge, die mit dem deutschen Toll Collect-System ausgestattet sind, nach vorheriger Anmeldung auch in Österreich fahren und die entsprechende Maut zahlen. Die normalerweise für Österreich benötigte GO-Box muss dann nicht extra gekauft werden.

Einen Mautkalkulator und weitere Informationen gibt es unter www.go-maut.at

Lkw-Maut in der Schweiz

In der Schweiz heißt die Maut nicht Maut, sondern „Leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe“. Zahlen muss, wer mit einem Fahrzeug mit mehr als 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht unterwegs ist und gewerblich Güter befördert. Besonderheit des Schweizer Systems: die Abgabe muss für alle Straßen gezahlt werden, nicht nur für die Nutzung der Autobahnen. Der Tarif richtet sich nach zurückgelegter Entfernung und Schadstoffklasse. Wie in Österreich zahlen auch in der Schweiz Euro-6-Lkw weniger Maut als Euro-5-Trucks. Deutsche Lkw mit Toll Collect-System an Bord benötigen zusätzlich auch das Schweizer System zur Abrechnung.

Für Wohnmobile, Campinganhänger sowie schwere Pkw mit über 3,5 Tonnen zulässigen Gesamtgewicht gilt eine „Pauschale Schwerverkehrsabgabe“; diese berechnet sich nach dem Gewicht des Fahrzeugs und ggf. Anhängers.

Weitere Informationen gibt es unter www.ezv.admin.ch

Lkw-Maut in Frankreich

Das mautpflichtige Autobahnnetz in Frankreich umfasst etwa 11.000 Kilometer, die von privaten Gesellschaften betrieben werden. Entscheidend für die Berechnung der Maut in Frankreich sind die Kriterien: Achszahl, Höhe des Fahrzeugs sowie zulässiges Gesamtgewicht. Anders als in Deutschland gibt es keine Trennung bei den Lkw-Gewichtsklassen von 7,5 und 12 Tonnen; ab einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 3,5 Tonnen gelten die Lkw-Tarife (je nach Achszahl und Höhe des Fahrzeugs). Die Maut beträgt für Lkw über 3,5 Tonnen durchschnittlich 0,19 Euro pro Kilometer. Pläne der französischen Regierung, auch auf National- und Landstraßen eine Maut einzuführen, wurden im Herbst 2013 nach heftigen Protesten gestoppt.

Weitere Informationen (Englisch und Französisch) gibt es unter www.autoroutes.fr

Lkw-Maut in den Benelux-Ländern, Dänemark und Schweden

Wir fassen diese Länder zusammen, da hier ein anderes Mautsystem gilt, als in den übrigen Staaten. In den Benelux-Ländern sowie Dänemark und Schweden benötigt man für Lkw mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 12 Tonnen die sogenannte Eurovignette, wenn man Autobahnen und Schnellstraßen befährt. Die Vignette ist in den fünf Mitgliedsländern gültig, man braucht also nicht für jedes Land eine neue Vignette. Entscheidend für die Berechnung der Tarife sind die Schadstoffklasse sowie die Anzahl der Achsen. Kurios: Lkw mit Emissionsklasse Euro 2 zahlen die gleiche Maut wie moderne Euro-6-Trucks. Lediglich für alte Lkw mit Schadstoffklasse Euro 1 bzw. Euro 0 werden leicht höhere Abgaben fällig. Erhältlich sind Tages-, Wochen-, Monats- und Jahres-Vignetten. Die Jahres-Vignette für 2014 kostet für Lkw (Euro 2 bis Euro 6)  mit vier oder mehr Achsen 1.250 Euro.

Weitere Informationen gibt es unter www.eurovignettes.eu

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